Wenn man die Analysen des französischen Philosophen, Kybernetikers und Mathematikers Michel Foucault durchliest, kommt man zu dem Schluss, dass Macht, und mit ihr Repression, nicht nur unterdrückend wirken, sondern auch produktiv. Mit anderen Worten konstituieren Machtstrukturen im Sinne von formalisierten Handlungen innerhalb von Körperschaften die Subjekte in unserer Gesellschaft. Er stellt drei Machttechniken in seiner Arbeit heraus, die die größten dabei seien, erstens den Einschluss der Individuen in einen nach außen abgeschlossenen Bereich, bei dem jeglicher Transfer mit der äußeren Welt, etwa von Menschen und Gütern, KONTROLLIERT werden, zweitens die Parzellierung der Individuen, sprich diesen einen festen Platz sowie eine feste Funktion zu zuweisen und letztens die Hierarchisierung, in der jedem Individuum bestimmte nach außen sichtbare Merkmale zugewiesen werden welche Rang und Status des Individuums klassifizieren. Wenn man sich vor allem Michel Foucaults Text „Überwachen und Strafen“ anschaut, mit dem Versuch gültige Machtmechanismen der heutigen Zeit mit einzubeziehen, entsteht dort Macht primär durch systematisch formalisierte Ungleichverteilung von Informationen und gleichzeitige Konditionierung der Handlungen. Die Systeme, mit denen die Menschen in der heutigen Gesellschaft tagtäglich am meisten Zeit verbringen, die Systeme die gleichzeitig die kompliziertesten sind und dazu noch unglaubliche Hierarchien im Sinne von materiellen Gütern, Mobilitität, Zeit, Raum und im Endeffekt Geld als Status ausmachende Symbole des dritten Punktes von Foucault am Anfang dieses Textes darstellen, sind die großen informationstechnologischen Konzerne. Diese sind in sich bereits über längere Zeiträume bis jetzt hierarchisch aufgebaut, mit dem Ziele der Profitmaximierung formalisiert und haben eine unglaubliche Kontrolle durch Informations – ungleichverteilung. Wie kann uns dass nun helfen? Wissen ist Macht. Wenn Google oder Facebook oder Amazon tagtäglich Petabyte von Informationen aus den Schlafzimmern dieser und aller anderen Nationen extrahieren und mit kognitiven Maschinen verarbeiten können, dabei auch noch riesige Kapitalmengen zur Verfügung haben um formalisierte menschliche Organismen in Form von Büros, gar ganzen Etagen von arbeitenden Menschen an die Auswertung dieser sehr privaten Informationen und Einblicke in die Psyche und Wünsche, in die Motive und politischen oder religiösen Anschauungen der Menschen weltweit setzen können, führt genau dies zur Kontrolle. Und dieses von Foucault angesprochene Ungleichgewicht ist auch für jeden klar erkennbar. Das Vermögen von Bezos, dass nicht nur seine Macht widerspiegelt, sondern hauptsächlich die Macht der Hierarchiemaschine, welche er vielleicht sogar am Anfang zu erschaffen glaubte. Natürlich haben große, zentralisierte Systeme ihre Vorteile. Die Könige und ihre Adligen haben auch die erste Wissenschaft angestellt, der Vatikan hat – Reiseempfehlung – schöne Dinge und Gebäude geformt. Oder zumindest bezahlt und eignet diese bis heute. Die großen Probleme unserer Zeit, wie der Klimawandel, Corona, die derzeitigen problematischen Lösungen – des populistisch ausgedrückten – „Turbokapitalismus“ sind unglaublich komplex, können nur durch das Denken in sehr großen Assoziationssystemen gelöst werden und sind örtlich, nationenübergreifend wie auch in verschiedenen Gesellschaften und Kulturen und in vielen weiteren Punkten und Disziplinen verbunden. Also sind es vielleicht gerade diese Mega Konzerne, die diesen Problemen gewachsen zu sein scheinen? Genau hier hilft uns die Theorie etwas Klarheit zu erlangen. Organismen, die auf Hierarchie ausgerichtet formalisiert worden sind, schaffen aus sich heraus mehr Hierarchie. Die Probleme, die wir haben, sind nicht dass wir nicht alle komplett angeschlossen sind und wie Marionetten ökologisch sinnvoll handeln. Wenn ein derartiges System erst einmal da ist, wird das angeschlossene Individuum an der „Spitze“ mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr im Sinne seiner Existenz handeln, sondern im Sinne einer toten Maschine, die ein Eigenleben entwickelt hat und am Anfang ihrer Entwicklung auf Geldmaximierung formalisiert worden ist. Diese Maschine, in der eine derartige Kontrolle und Hierarchie überhaupt existieren kann, ist darauf angewiesen dass das Bewusstsein nach unten hin abnimmt. Denn mehr Bewusstsein schafft mehr Informationen und widerspräche wieder genau dieser Hierarchie. Und jedes Individuum will existieren. Was wir also brauchen, ist bewusstes Handeln in allen Atomen der Gesellschaft, selbst in ihren äußersten Peripherien. Und eine Konditionierung durch Dopamin hin zum sinnlosen Konsum ist nicht nur ein zu eindimensionaler Ansatz, er ist gar ein entgegengesetzter Ansatz. Kompliziert sind Sachen meistens nur, wenn unser Gehirn Daten noch nicht zu Informationen geordnet hat und dieser Prozess ist trainierbar. Open Source Lösungen, in denen die Gesellschaft zumindest in größeren und immer größeren Teilen von komplexer denkenderen Menschen die tagtäglichen Applikationen durchdringen könnten, sind ein erster Ansatz. Die Weiterentwicklung der Verteilung von Daten und damit ist primär die Verwertung von Daten gemeint, ist ein weiterer unabdingbarer Schluss aus derartigen Überlegungen. Das boykottieren von Google, Baidu, Facebook, Wechat, Amazon und Alibaba als Beispiele, ist bereits zum heutigen Zeitpunkt zum wirtschaftlichen und sozialen Nachteil geworden. Doch ist es zum jetzigen Zeitpunkt noch am Einfachsten, zentralisierte Plattformen zu verneinen. Je länger diese nämlich wirken, desto stärker werden sie ihren Einfluss ausweiten können. Auch wenn sich die Namen vielleicht ändern werden die Strukturen trotzalledem größer, subtiler und komplexer. Was nicht bedeutet, dass man nichts mehr bei Amazon kaufen sollte, oder dass man nicht mehr Google nutzen sollte. Es bedeutet einfach nur, dass wir uns darüber BEWUSST sein sollten, dass vielleicht sogar die größten der heutigen Probleme aus unserem eigenen Handeln entstehen, und zwar über so viele Ecken, dass es sehr schwierig ist dies zu fassen. Dass wir aufhören sollten mit dem Finger auf andere zu zeigen, über „die bösen Eliten“ zu reden oder den blöden Staat. Dass wir ein bisschen mehr die Augen offen halten sollten für alternative Lösungen, von denen es auch immer mehr und besser funktionierende gibt, uns dem existieren dieser Lösungen bewusst sein sollten. Wir sollten uns darüber bewusst sein, dass wir alle den Staat konstituieren. Wir erschaffen mit unserem täglichen und zeitintesiven Nutzen von Applikationen, welche zentralisierte Datenauswertung ermöglichen gleichzeitig eine effektive Verfolgung von investigativen Journalisten und politischen Gegner durch die NSA, sowie die anderen Geheimdienste, wir ermöglichen eine Flächendeckende Konditionierung hin zum Konsum, wir machen sehr vielen Hackern und Codern das Leben schwer, die versuchen diesen Mechanismen entgegenzuwirken, und gleichzeitig auch ein immer größeres Minimum an Geld benötigen um zu leben und sind uns dessen nicht BEWUSST. Was dazu führt, dass Google sich die Intelligenz einfach kauft, und ein Haufen Mathematiker von Status geblendet die heutigen schier unglaublichen Möglichkeiten der Automation zugunsten dieser großen Hierarchieorganismen umsetzen und uns und Menschen in schwierigeren sozialen Konditionen ganz unsichtbar die Luft, die Zeit und den Raum zum Atmen nehmen. Bewusstsein funktioniert nur mit leichter, verständlicher und klarer Sprache. Komplexität kann man anders nicht fassen. Auch der größte Mathematiker kann nur ein Wort pro Moment vor sich Visualisieren. Für Bilder von verketteten Worten braucht er viel Übung und wiederholung. Und dabei, in Anbetracht der großen und komplexen Probleme die wir international vor uns haben, ob wir es wollen oder nicht, dabei hilft eine Leichte Sprache um sich auszutauschen, um das Panoptikum von jedem Individuum ausgehen zu lassen in Form von Zugriff auf Informationen. Leicht gemacht. Für Alle.